Der Fahrrad-Bahn Knigge

So klappt die Fahrradmitnahme im Zug ohne Stress und Ärger.

Bereit für die Fahrradmitnahme im Zug. Ein bepacktes Fahrrad am Bahnsteig. Im Hintergrund ein Regionalzug
Foto: ©Markus Vogt

Fahrräder im Zug führen oft zu Konflikten

“Na bravo! So viel zum Thema ‘entspannte Tour’” 

Hast du schon einmal versucht, an einem schönen Wochenende im Sommer dein Rad mit in die Bahn zu nehmen? Vielleicht sogar mit der Familie? Da geht es oft in doppeltem Sinn “heiß her” und das nicht nur, weil die Klimaanlage streikt. Der Platz für Räder in den Zügen ist begrenzt, oft wird gedrängelt, geschubst, gequetscht.

Die Fahrradmitnahme in ein positives Erlebnis umwandeln: Wir unterstützen dich mit unseren Erfahrungen.

“Muss das denn sein?”  – Nein! Es geht auch miteinander.

Wir möchten unsere Erfahrungen als leidenschaftliche Radreisende nutzen, um dich dabei zu unterstützen, die Fahrt stressfrei und angenehm zu gestalten. Wie also können wir alle dazu beitragen, die Kombination aus Fahrrad und Bahn in ein positives Erlebnis zu verwandeln?

Vorbereitung: Auswahl des geeigneten Zuges und Reservierung von Fahrradstellplätzen.

Reservierungspflichtige Züge im Fernverkehr

Im Regionalverkehr hast du in der Regel keine Möglichkeit zur Reservierung eines Fahrrad Platzes.

Displayansicht eines Ticketautomaten beim Kauf eines Fahrradtickets für die Mitnahme im Zug
Informiere dich vorher, ob du einen Fahrradstellplatz reservieren musst und ob du ein zusätzliches Ticket benötigst.
Foto: ©Markus Vogt

Am Bahnhof: So kommst du gut zum Zug

Der Weg zum Gleis gleicht manchmal einem Hindernislauf: Alter und Einschränkung vor Jugend und Fitness

Verhalten am Bahnsteig: Finde frühzeitig Verbündete

Manchmal führt der Weg zum richtigen Bahnsteig über steile Treppen. Hier ist es hilfreich sich gegenseitig zu helfen.
Foto: ©Markus Vogt

So platzierst du dein Fahrrad im Zug am besten

1.Tipp: Taschen ab!

Auch, wenn wir uns wiederholen: Der wichtigste Akt der Solidarität bei der Fahrradmitnahme in der Bahn besteht darin, dass man seine Seitentaschen abnimmt. Ist man der erste Radfahrer am ersten Bahnhof des Zuges, meint man oft: Okay, hier ist viel Platz, hier muss ich die Taschen nicht abnehmen.

Doch gerade im Sommer und Frühjahr kann auch im Nahverkehr der Fahrradplatz oft knapp werden. Will man als jemand, der sein Rad im Zug mitnimmt, in einer späteren Station in den Zug einsteigen, der voller Fahrräder mit nicht abgenommenen Gepäcktaschen ist, so ist man der Pechvogel!

Doch das muss nicht sein, sofern die früheren Einsteiger auf die späteren entsprechend Rücksicht nehmen.

Taschen ab heißt gleichzeitig: Mehr Radfahrerinnen und Radfahrer können in den Genuss der Radmitnahme kommen!

Auch wenn du der erste im Zug bist mit deinem Fahrrad, bitte nimm die Taschen ab.
Foto: ©Markus Vogt

2.Tipp: Taschen auf die Ablage und nicht in die Gänge

Wer dann seine Taschen abgenommen hat, sollte diese in der Gepäckablage verstauen. Eine Ortlieb- oder Vaude-Tasche passt oft ohne Probleme in die Gepäckablagen der DB, ÖBB, SBB etc.

Man muss bedenken: Die Gänge sind im Falle des Falls die Notausgänge. Deshalb ist es sehr wichtig, sie einfach freizuhalten.

3.Tipp: Räder gegeneinander stellen, um Platz zu sparen

Um weiter Platz zu sparen und so viele Räder wie möglich im Nahverkehr unterzubringen, sollte man diese gegeneinander stellen. Wenn man die Lenker aneinander stellt, verbraucht man schlichtweg mehr Platz als wenn man sie gegeneinander stellt. Deshalb: Auch das ist Rücksichtnahme und ermöglicht mehr Leuten die Kombination Rad&Bahn zu nutzen, sofern es einmal voll sein sollte.

4.Tipp: Im Fernzug reservierten Platz verwenden

Man erlebt es immer wieder, dass Radreisende in der Bahn die Reservierungsplätze etwas zu liberal auslegen. Sollte man in einem IC der Deutschen Bahn nicht gerade in den Hauptradreise-Monaten unterwegs sein, mag das ja nicht funktionieren. Im ICE aber mit seinen nur 8 Fahrradstellplätzen, funktioniert das aber oft nicht.

Es ist verwirrend und zu einem Stück auch unfair, wenn der später einsteigende einen Platz reserviert hat, aber erstmal erfragen muss, wo denn jetzt der andere reserviert hat. Hin und wieder sind die Plätze sogar gar nicht reserviert, so dass jetzt nicht mehr genügend Plätze vorhanden sind. Hier muss dann das Bahnpersonal einschreiten.

Im Fahrradabteil des IC ist scheinbar genug Platz. Achte dennoch darauf deinen reservierten Platz zu nutzen.
Foto: ©NillerdkFahrradabteil im Steuerwagen von DB InterCity 2CC BY-SA 4.0

5.Tipp: Im Fernzug im Einzelfall Platztausch anbieten.

Im Einzelfall kann man auch mal den Platz mit jemanden tauschen. Dann sollte man im Vorhinein mit der Person gesprochen haben und nicht einfach deren Platz besetzen. Gerade wenn man ein leichtes Rennrad hat, kann man dieses eher schnell hochhängen als jemand mit einem 25-Kilo-E-Bike. Hier kann man durchaus einen Tausch anbieten.

Ein Platztausch nach Absprache macht bei Hängehalterungen manchmal Sinn
Foto: ©Ra Boe / Wikipedia, ICE 4 -Radabteil- 2018 by-RaBoe 003CC BY-SA 3.0 DE

6.Tipp: Im Nahverkehr das Fahrrad im Blick behalten, falls jemand vor einem aussteigen will

Im Nahverkehr hat man keine reservierten Plätze. Hier sollte man sein Fahrrad nicht verlassen und im Blick behalten. Vielleicht will einer vor einem aussteigen und man hat das Fahrrad vor ihn gestellt.

7.Tipp: Vor allem im Nahverkehr die Aussteige-Reihenfolge kommunizieren. Spart Zeit & Stress für alle.

Was es für alle einfacher macht, ist, wenn man im Vorhinein nach der Endhaltestelle fragt. Damit kann man Räder nach Ausstiegspunkt stapeln: Derjenige, der später aussteigt, hat sein Rad unten, wer schon in der nächsten Station aussteigt, sollte es griffbereit vor allen anderen Fahrrädern gestellt haben

Nach Aussteigereihenfolge gestapelte Räder im Nahverkehr
Foto: ©Markus Vogt

8.Tipp: Immer einen Spanngurt dabei oder ein kleines Seil: So kann man das Rad fixieren.

Auch wenn viele Bahnen im Nahverkehr es schon anbieten, ein Spanngurt im Gepäck oder ein kleines Seil oder eine Schnur kann dafür sorgen, dass man das Rad besser fixieren kann und so weniger umfällt.

9.Tipp: Gegenseitig helfen und fair bleiben.

Vielleicht der wichtigste Tipp von allen: Immer unterstützend tätig sein und fair bleiben. Meist hilft sich die Rad-Community auch in Zügen. Einer älteren Person kann man als jüngerer schon mal helfen das Rad hochzuwuchten und einzuhängen.

10.Tipp: Wer ohne Rad im Nahverkehr unterwegs ist: Klappsitze für Radler freimachen.

Zu guter Letzt können auch die Nicht-Radfahrer dazu beitragen, dass die Radmitnahme angenehm wird. Klar ist: Rollstuhlfahrende und Kinderwagen haben immer Vorrang gegenüber dem Fahrrad. Aber die Klappsitze in den Mehrzweckabteilen sollte man freigeben, sofern Radfahrer im Anmarsch sind.

Auch ohne Fahrrad im Zug kannst du dazu beitragen, dass es in Mehrzweckabteilen im Nahverkehr zu weniger Konflikten kommt.
Foto: ©Markus Vogt

Fazit: Kommunikation und Konfliktlösung

Alle Regeln beiseite geschoben hilft es am Ende, wenn man offen, defensiv und kommunikativ in das Abenteuer “Fahrradmitnahme in der Bahn” geht. Unsere Erfahrungen als Radtouren-Checker und bei cyclebee zeigen, dass der überwiegende Teil der Radfahrerinnen und Radfahrer im Fahrradabteil durchaus sehr hilfsbereit miteinander umgeht. Wenn im Vorfeld nun immer die Taschen weggeräumt werden, ist das schon mehr als die halbe Miete.

Denn eines ist sicher: Fairness, gemeinsames Helfen und rücksichtsvolles Handeln sind angesichts der knappen Kapazitäten für Fahrradfahrerinnen und Fahrer in Zügen unumgänglich.

Vielleicht werden die wichtigen Bahngesellschaften in Zentral-Europa bei weiter steigender Nachfrage nach Radreisen die Kapazitäten noch weiter ausbauen. Bis dahin muss man aber eben besondere Rücksicht walten lassen.

Eigene Fahrradwaggons wie in den ÖBB-Zügen von München nach Venedig oder wie es sie vereinzelt im Freizeitverkehr in Baden-Württemberg gibt, sind da sicher eine gute Lösung, die Situation zu entspannen.

Wir wollen auch ermutigen dazu: Einfach mal ein Radticket reservieren und dann sich, mit einem positiven Blick sich ins Abenteuer “Fahrrad & Bahn” wagen. Wir sind uns sicher: Das ist die touristische Form der Zukunft!

Wie siehst du das?

Erzähl uns von deinen Erfahrungen bei der Fahrradmitnahme in der Bahn.

Hast du noch weitere Tipps? Oder hast du ein gutes Beispiel, wie ihr gemeinsam eine stressige Fahrrad- Bahn Situation lösen konntet? Schreib uns deine Geschichte in den Kommentaren.

Über die Autoren

Wir sind Markus, der Radtouren-Checker und Katrin vom Team cyclebee.

Markus fährt jedes Jahr mehrere tausend Kilometer auf den beliebtesten Radwegen Deutschlands und Europas. In seinem Blog radtouren-checker.de beschreibt er seine Erfahrungen und bietet eine tolle Übersicht über die Vielfalt touristischer Radrouten. Dabei kommen natürlich auch regelmäßig einige Fahrrad-Bahn-Kilometer zusammen.

Auch Katrin und unser Team von cyclebee sind selbst leidenschaftliche Radreisende, alleine und mit der ganzen Familie. Unser Team -bestehend aus Katharina, Matthias, Daniel, Hannes und Katrin –  möchte mit ihrer Radreise-App cyclebee mehr Menschen ermutigen das Fahrrad für Urlaube zu nutzen. Um die Kombination aus Fahrrad und Bahn übersichtlicher zu machen bieten wir auf unserer Plattform cyclebeeOnRails nicht nur viele allgemeine Informationen zum Thema, sondern auch die Möglichkeit Bahnhöfe und Zugverbindungen anhand ihrer Fahrradfreundlichkeit zu bewerten.

cyclebeeOnRails – Dein Partner für die Fahrradmitnahme in der Bahn

Willst du bequem und flexibel mit deinem Fahrrad und dem Zug unterwegs sein? Dann ist „cyclebeeOnRails“ deine Antwort. Hier bieten wir offizielle Daten zu Verbindungen und Bahnhöfen, die du durch Kommentare, Tipps und Bewertungen ergänzen kannst. Mit der Zeit entsteht durch dein Feedback eine lebendige Wissensplattform für alle, die gerne Fahrrad und Bahn kombinieren.

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